Auch in der nördlichsten der vier kommunalen Appellationen des Médoc, in Saint-Estèphe, finden sich Hinweise, dass bereits die Römer dort Wein kultivierten. Fakt ist, dass seit dem Mittelalter reger Weinhandel mit der Region betrieben wurde – insbesondere durch englische Händler.
AOP Saint-Estèphe
Saint-Estèphe ist eine reine Rotwein-Appellation, in der die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Carménère und Petit Verdot angebaut werden.
Für die Assemblage von Weinen aus dieser Region gibt es keine allgemeingültige Gewichtung, wir können aber sagen, dass Cabernet Sauvignon generell dominiert. Der Boden ist gekennzeichnet durch Kies mit Ton-Unterboden. Eine Bodenbeschaffenheit, die per se etwas kühler ist und damit die Reife der Trauben verzögert. Trauben aus Saint-Estèphe weisen daher meist mehr Säure auf, als ihre Brüder im südlicheren Médoc. Ein nicht unerheblicher Teil der Trauben aus dem 1200 Hektar umfassenden Weinbaugebiet geht übrigens an die örtliche Winzergenossenschaft „ Marquis de St-Estèphe“. Die Gesamtproduktionsmenge der Region liegt bei etwa 54.000 Hektolitern.
Rotweinen aus Saint-Estèphe ist ein tiefer Rot-Ton und voller Extrakt eigen. Von namhaften Weinkritikern werden sie gerne auch mit „karg oder kantig in der Jugend“ umschrieben. Dafür zeichnen sie sich durch eine außerordentliche –jahrzehntelange – Lebensdauer aus. In den letzten dreißig Jahren wurde der Merlot-Anteil in der Assemblage gesteigert. Damit wurden die bis zu diesem Zeitpunkt Cabernet-lastigen Weine etwas abgemildert, wurden weicher und vollmundiger.
Die berühmtesten Weingüter der Region sind zweifellos Cos d´ Estournel und Château Montrose.
AOP Saint-Julien
Saint-Julien weist ein fast identisches Terroir auf, wird aber zusätzlich durch die hohe Beständigkeit seiner Weinbereitungsqualität geschätzt. Wer ausgewogene, subtile Weine mit einer langen Tradition sucht, ist hier goldrichtig.
Saint-Julien verfügt nicht über die karge Strenge eines Estèphe-Weines, sondern ist ein feiner, langlebiger, bekömmlicher, trockener und anregender Rotwein aus den Traubensorten Cabernet Sauvignon und Merlot. Die kleinste Appellation der vier berühmten Médoc Appellationen (Margaux, Saint-Estèphe, Saint-Julien und Pauillac) produziert auf 920 Hektar Rebfläche rund 41.700 Hektoliter. Weinkennern gilt sie als die zuverlässigste und gleichmäßigste, leider aber auch unterbewertetste Region des Haut-Médoc. Das mag daran liegen, dass die benachbarten Appellationen Margaux und Pauillac, Premier Crus-Weine vorweisen können, Saint-Julien jedoch nicht. Beide Appellationen, ob Saint-Estèphe oder Saint-Julien brillieren aber mit wunderbaren Cru Bourgeois-Weinen.
Probiert euch einfach mal rein, in diese beiden kleinen, feinen Terroirs. Beispielweise mit Château Cissac 2009, Haut Médoc Cru Bourgeois und mit Château du Moulin Rouge 2011, ebenfalls Haut-Médoc Cru Bourgeois.
Der Beitrag Rotweine mit ganz eigenem Stil – die Appellationen Saint-Estèphe und Saint-Julien erschien zuerst auf Blog Bordeaux.com.